Visum et Repertum
Texto del original alemán del informe Visum et Repertum (Visto y Descubierto), redactado por el cirujano militar Johann Flückinger, y firmado en Belgrado el 26 de enero de 1732 por el propio Flückinger, los también cirujanos militares Siegele y Johann Friedrich Baumgarten, el teniente coronel Büttner y el oficial JH von Lindenfels, que le acompañaron en la comisión que investigó los hechos relacionados con el vampirismo en la ciudad de Medveđa.
"Visum et Repertum
Über die sogenannte Vampyrs oder Blutaussaugers, so zu Medwegya in Servien, an der türckischen Gräniz, den 7. Januarii 1732 geschehen.
Nachdem die Anzeig beschehen, daβ in dem Dorf Medvegya die sogenannte Vampyrs einige Persohnen durch Aussaugung des Bluts umgebracht haben sollen, als bin ich auf hohe Anordnung eines alhiesig Löblichen Obercommando, umb die Sach vollständig zu untersuchen, nebst darzu commandirten Herrn Officirn und 2 Unterfeldscherern dahin abgeschicket, und gegenwärtige Inquisition in Beyseyn des der Stalater Heydukhen Capitain Gorschitz, Hadnack, Barjactar und ältesten Heydukhen des Dorfs, folgendermassen vorgenohmen, und abgehört worden.
Welche dan einhellig Aussaag, daβ vor ohngefehr 5 Jahren ein hiesiger Heydukh, nahmens Arnont Paule, sich durch einen Fahl von einem Heüwag den Hals gebrochen; dieser hat bey seinen
Lebszeiten sich öfters verlauten lassen, daβ er bei Cossowa in dem Türckischen Servien von einem Vampyren geplagt worden sey, dahero er von der Erden des Vampyrsgrab gegessen, und sich mit dessen Blut geschmieret habe, umb von der erlittenen Plag entledigt zu werden. In 20 oder 30 Täg nach seinem Todtfahl haben sich einige Leüth geklaget, daβ sie von dem gedachten Arnont Paule geplaget würden; wie dan auch würcklich 4 Persohnen von ihme umbgebracht worden.
Umb nun dieses Übel einzustellen, haben sie auf Einrahten ihres Hadnacks, welcher schon vorhin bey dergleichen Begebenheiten gewesen, diesen Arnont Paule in beyläuffig 40 Täg nach seinem Todt ausgegraben, und gefunden, daβ er ganz vollkommen und unverwesen seye; auch ihme das frische Bluht zu den Augen, Nasen, Mund, und Ohren herausgeflossen, das Hemmet, Übertuch, und die Trugel ganz blutig gewesen; die alte Nägl an Händen und Füssen, sambt der Haut abgefallen, und dargegen andre neue gewachsen seyn. Weilen sie nun daraus ersehen, daβ er ein würcklicher Vampyr seye, so haben sie demselben nach ihrer Gewohnheit einen Pfahl durch das Herz geschlagen, worbey er ein wohlvernehmlich Grächazen gethan, und ein häuffiges Geblüt von sich gelassen. Worauf sie den Cörper gleich selbig Tags zu Aschen verbrent, und solchen in das Grab geworffen. Ferners sagen obgedachte Leüthe aus, daβ alle diejenige, welche von denen Vampyrs geplagt, und umbgebracht wurden, ebenfalls zu Vampyrs werden müssen. Also haben sie die obberührte vier Persohnen auf gleiche Arth exequirt. Deine fügen sie auch hinzu, daβ dieser Arnont Paule nicht allein die Leüthe, sondern auch das Vieh angegrifen, und ihnen das Blut ausgesauget habe. Weilen nun die Leüth das Fleisch von solch Vieh genutzet, so zeiget sich aufs neüe, daβ sich wiederumben einige Vampyrs alhier befinden; allermassen in Zeit 3er Monahten 17 jung und alte Persohnen mit Todt abgegangen, worunter einige ohne vorhero gehabter Krankheit in zweyen oder längstens dreyen Tag gestorben. Darbey meldt der Heydukh Joviza, daβ seine Schwigertochter nahmens Stanoika vor 15 Täg frisch und gesund sich schlafen geleget; umb Mitternacht aber ist sie mit einem entsetzlich Geschrey, Forcht und Zittern aus dem Schlaf aufgefahren, und geklaget, daβ von einem vor 9 Wochen verstorbenen Heydukhenssohn nahmens Milloe seye umb den Hals gewürget worden, worauf sie grosse Schmertzen auf der Brust empfunden und von Stund zu Stund sich schlechter befunden, bis sie endlich den 3ten Tag gestorben. Hierauf seynd wir denselbig Nachmittag auf den Freydhof, umb die verdächtige Gräber eröffnen zu lassen, nebst denen oft gemeldeten altesten Heydukhen des Dorfs ausgegangen, die darin sich befindlichen Cörper zu visitiren, worbey nach sambentlicher Secierung sich gezeiget:
lmo. Ein Weib Nahmens Stana, zwantzig Jahr alt, so vor 2 Monahten nach 3-tägiger Krankheit ihrer Niederkunft gestorben, und vor ihren Todt selbsten ausgegesaget, daβ sie sich mit dem Blut eines Vampyrs gestrichen hätte, folglich sowohl sie, als ihr Kind (welches gleich nach der Geburth gestorben, und durch leichtsinnige Begräbnus von denen Hunden bis auf die Helfte verzehret worden) ebenfals Vampyren werden müssen, ware ganz vollkommen und unverwesen. Nach Eröfnung des Cörpers zeigete sich in Cavitate Pectoris 13 eine Quantität frisches extravasirtes 14 Geblüeth; die Vasa als Arteriae et Venae15 nebst denen Ventriculis Cordis16 waren nicht, wie sonst gewöhnlich, mit coagulirten Geblüeth 17 impleiret; die sambtliche Viscera als Pulmo, Hepar, Stomachus, Lien et Intestina18 waren darbey ganz frisch, gleich bey einen gesunden Menschen; der Uterus aber befand sich ganz groβ, und externe sehr inflammiret, weillen Placendam, als auch die 1,ochias bey ihr geblieben19, dahero selbiger putredine ware. Die Haut an Händen und an Füssen, sambt den alten Näglen fiellen von sich selbsten herunter; herentgegen zeigeten sich nebst einer frischen und lebhafften Haut ganz neüe Nägl.
2do. Ware ein Weib Nahmens Miliza, beyläufig 60 Jahr alt, welche nach 3-monahtlicher Krankheit zestorben, und vor etlich und 90 Täg begraben worden. In der Brust befand sich villes liquides Geblüet, die übrige Viscera waren gleich der vorgemelten in einem guten Stand. Es haben sich bey der Secierung die umbstehende sambentliche Heydukhen über ihren fetten, und vollkommenen Leib sehr verwundert, einhellig aussagend, daβ sie das Weib von ihrer Jugend auf wohl gekennet, und Zeit ihres Lebens ganz mager und ausgedörter ausgesehen, und gewesen, mit nachdrucklicher Vermeldung, daβ sie in dem Grabe zu eben dieser verwunderungswürdigen Fettigkeit gelanget seye. Auch der Uüthen Aussaag nach solle sie jetziger Zeit den Anfang derer Vampyren gemacht haben, zumahlen sie das Fleisch von denen Schafen, so von denen vorhergehenden Vampyren umbgebracht worden, gegessen hat.
3tio. Befande sich ein achttägiges Kind, welches 90 Tag im Grab gelegen, gleichermassen im Vampyrenstande.
4to. Wurde ein Heydukhsohn, Milloe, 16 Jahr alt, ausgegraben, so 9 Wochen in der Erden gelegen, und nach 3 tägiger Krankheit gestorben, gleich denen andern Vampyren gefunden.
5to. Ist der Joachim, auch eines Heydukh Sohn, 17 Jahr alt, in 3 tägiger Krankheit gestorben, nachdem er 8 Wochen und 4 Tag begraben gewesen; befand sich bey der Section gleichergestalten.
6to. Ein Weib Nahmens Ruscha, welche nach 10 tägiger Krankheit gestorben, und vor 6 Wochen begraben worden; bey welcher auch vill frisches Geblüet, nicht allein in der Brust, sondern auch in fundo ventriculi20 gefunden habe, gleichfals bey ihrem Kind, so 18 Täg alt ware und vor 5 Wochen gestorben, es sich gezeiget hat.
7mo. Nicht weniger befand sich ein Mägdlein von 10 Jahren, welche vor 2 Monahten gestorben, in obangezogenem Stande; ganz vollkommen und unverwesen, und hatte in der Brust villes frisches Geblüet.
8vo. Hat man des Hadnacks Eheweib sambt ihrem Kind ausgraben lassen, welche vor 7 Wochen, ihr Kind aber, so 8 Wochen alt ware, und vor 21 Täg gestorben, darbey aber gefunden, daβ so wohl die Mutter als das Kind völlig verweesen, obwohlen sie gleich der Erden und Gräbern deren nächstgelegenen Vampyren gewesen waren.
9no. Ein Knecht des heisigen Heydukh Corporals Nahmens Rhade, 23 Jahr alt, ist in 3-monathlicher Krankheit gestorben, und nach 5-wochentlicher Begräbnus völlig verweesen gefunden worden.
10mo. Des hiesigen Bariactars sein Weib sambt ihrem Kind, so vor 5 Wochen gestorben, waren gleichermassen völlig verweesen.
llmo. Bey dem Staniko, ein Heydukh 60 Jahr alt, so vor 6 Wochen gestorben, habe ich ein häufiges, gleich denen andern liquides Geblüeth in der Brust und Magen gefunden, das ganze Corpus ware in oftbenannten Vampyrenstand.
12mo. Miloe, ein Heydukh, 25 Jahr alt, so 6 Wochen in der Erden gelegen, befande sich gleich angemeldtem Vampyrenstand.
13tio. Stanoicka eines Heydukh Weib, 20 Jahr alt, ist in 3 tägiger Krankheit gestorben, und vor 18 Täg begraben worden; bey der Secierung habe ich gefunden, daβ sie in dem Angesicht ganz roht, und lebhafter Farb ware, und wie oben gemeldet, sie von des Heydukhens Sohn Nahmens Miloe sey umb Mitternacht umb den Hals gewürget worden; sich auch augenscheinlich gezeiget, daβ sie rechter Seithen unter dem Ohr einen blauen mit Blueth unterloffenen Fleck eines Fingers lang gehabt. Bey Herausnehmung ihres Grabs flosse ein Quantität frisches Geblüeth aus der Nasen; nach der Secirung fande ich, wie schon oft gedacht, ein rechtes balsamisches frisches Geblüeth 21, nicht allein in der Höle der Brust, sondern auch in ventriculo cordis. Die sammentliche Viscera befanden sich in vollkommenen gesunden und guthen Statu; die untere Haut des ganzen Cörpers, sambt denen frischen Näglen an Händen und Füssen, waren gleichsam ganz frisch.
Nach geschehener Visitation seynd denen Vampyren die Köpf durch die dasige Zigeuners herunter geschlagen, und sambt denen Cörpern verbrent, die Aschen davon in den Fluβ Morova
9eworfen, die verwesene Leiber aber widrumb in ihre vorgehende Gräber geleget worden.Welches hiemit sambt den mir zugegebenen 2 Unterfeldscherern bevestigen. Actum ut supra:
L.S. Johann Flückinger, Regiments Feldscherer, Löblichen Baron Fürstenbuschischen Regiments zu Fueβ.
L.S. Siegele, Feldscherer von Löblich Marull. Regiment.
L.S. Johann Friedrich Baumgarten, Feldscherer Löblich Obrist Baron Fürstenbuschischen Regiments zu Fueβ.
Wir ends Unterschribene attestiren hiemit, wie daβ alles dasjenige, so der Regimentsfeldscherer von Fürtenbuschlichen Löblichen Regiment sambt beyden nebenunterzeichneten Feldscherersgesellen, hieroben denen Vampyren betreffend, in Augenschein genohmen, in allem und jedem der Wahrheit gemäβ, und in unser selbsteigener Gegenwarth vorgenohmen, visitiret und examiniret worden; zur dessen Bekräftigung ist unser eigenhändige Unterschrifft und Fertigung. Belgrad den 26. Jan. 1732.
L.S. Büttner, Oberleüthnant Löblich Alexandrischen Regiments.
L.S. J.H. von Lindenfels Fähnrich Löblich Alexandrischen Regiments.»